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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 82

1911 - Erfurt : Keyser
— 82 — mahl eingenommen. Seine Bereitung gehörte zu den Ausgaben des Truchseß. Zwischen dem Frauenhaus und dem Palas lag das Wohnhaus für die Dienerschaft und das Rüsthaus. Das Schnitzhaus lag unmittelbar neben dem Bergfrit an seiner Westseite. In ihm wurden die Waffen, Schilde, Befestigungswerkzeuge und auch mancherlei Hausrat hergestellt. Aus der Geschichte der Burg: So fah die Mühlburg vielleicht fchon ums Jahr 1000 aus. Damals war sie nach dem gleichnamigen Roman Gustav Freytags das „Nest der Zaunkönige", in dem Jmmo mit seinen Brüdern unter der Aussicht der edlen Mutter zu tatensrohen Männern heranwuchsen. Nur einige hundert Schritte braucht man auf dem Bergrücken der Schloßleite hinzugehen, um die jetzt verschüttete Schlucht zu finden, über die hin-wegfpringend Jmmo seinen Bruder Odo, der ihn um den Vor rang des Aeltesten neidete, überwand. Wann die Bischöse von Utrecht die Mühlburg veräußert haben, weiß man nicht genau. Sicher ist nur, daß sie zu Anfang des 11. Jahrhunderts dem Pfalzgrafen Wilhelm von Sachsen gehörte. Er überließ die Burg dem Mainzer Erzstist zu Lehen, das dieselbe an ein gräfliches Geschlecht, welches nach ihr sich nannte, weitergab. Die Grafen von Mühlburg hatten sie bis zum Jahre 1240 irtrte. Ihr letzter Sproß war Meinhard V. Er war zugleich Herr der Wachsenburg. Von ihm wird erzählt, daß er wenige Jahre nach dem Sängerstreit auf der Wartburg mit Walther von Vargula, einem anderen Thüringer Edlen, im Aufträge des Landgrafen Hermann als Brautwerber an den ungarischen Königshof zog, um von dort die vierjährige Königstochter als Braut an den landgräflichen Hof zu geleiten. Sie sollte mit ihrem Bräutigam Ludwig gemeinsam erzogen werden. Zehn Jahre später fand auf der Wartburg die Hochzeit statt, bei welcher Graf Meinhard als Brautführer diente. Dann begleitete er den Landgrafen auf seinem Kreuzzuge und brachte von Otranto aus Ludwigs Leiche der untröstlichen Elisabeth nach Thüringen zurück. Mit Kaiser Friedrich Ii. weilte er zweimal in Italien; auch mußte er in dessen Auftrag die Reichsacht an Erfurt vollziehen. Auf seinen Willen hin verglich sich die Stadt mit dem Kaiser und dem Erzbischof von Mainz; doch blieb Erfurt von nun ab dem Grafen Meinhard feindlich gesinnt und schädigte ihn, wo es nur konnte. Darüber erzürnt, ließ der Mühlburger inmitten der Stadt Erfurt einen Bürger ergreifen, auf seine Burg führen und in strengem Gewahrsam halten. Dadurch lud er aber den Zorn des Kaisers auf sich. Er verfiel der Reichsacht, mußte fliehen und blieb seitdem verschollen. Die Burg fiel an Mainz zurück. Hundert Jahre später verkaufte das Erzstift die Mühlburg an Erfurt, das sie 1592 an den Herzog Wilhelm von Sachsen herausgeben mußte. Noch einmal kam die Mühlburg an Mainz zurück (1665), bis sie

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 13

1911 - Erfurt : Keyser
— 13 — chensmühle an der Gera) eine Furt durch die Gera herstellen (?), damit man mit dem Vieh von dem einen User an das andere kommen konnte. An dieser Stelle wurde dann ein Dors erbaut, welches nach dem König und der Furt Erpessmt, auch Erphesfnrt, genannt wurde. Es geschah dies etwa um das Jahr 325 n. Chr. Später wurde das Dors nebst dem dabei gelegenen Schilderode durch Zwischenbauten verbunden, daß sie einen einzigen Crt, Erfurt, ausmachten. Aus Erpes folgte König Hoher. Sein Sohn soll das Schloß Moleberg, die Mühlburg, erbaut haben (319 oder 349). — Die nächsten 100 Jahre herrschte in Thüringen tiefer Friede. Das wurde aber anders, nachdem Günther, damals Gunthahar genannt, zum Kriegskönig gewählt worden war. Er verband sich mit dem Frankenkönige Chlodius (428—448) zu einem gemeinschaftlichen Kriegszuge gegen den römischen Feldherrn Aetins. Da ihm aber die Thüringer Großen die Heeressolge verweigerten, trat er von dem Bündnis zurück. Nun wurde Ehlodius am Nie-derrhein (430) von Aetins besiegt. Ueber den Wortbruch Günthers erbittert, siel der Frankenkönig später in Thüringen ein und machte das Land seinem Reiche zinsbar. Um aber den Thüringern das Joch leicht zu machen, ließ er die Kriegskönigswürde bestehen; nur brachte er es dahin, daß man seinen Stiessohn Merwig wählte. König Günther war darüber sehr erzürnt und saun ans Rache. Bald fand sich auch eine günstige Gelegenheit. Der Hunnenkönig Attila drang mit einem gewaltigen Heere von 700 000 streitbaren Männern über den Rhein, um Gallien und Franken zu erobern, und König Günther sandte ihm einen treugebliebenen Heerhausen zu. Ucberall, wohin die wilde Horde kam, wurde geraubt und das Land verwüstet, so die Städte Straßburg. Speier, Worms, Mainz und Trier. Endlich wurde das Hunnenheer ausgehalten. Auf den katalannischen Feldern kam es zu einer furchtbaren Schlacht, in welcher die vereinigten Römer, Goten, Franken und Burgun-den Sieger blieben. Attila mußte den Rückzug antreten. Kaum die Hälfte feiner Mannschaft rettete er bei Köln über den Rhein. König Günther ließ ihn zu sich nach Jsanach einladen. Attila kam in das Thüringer Land und wohnte am Hofe Günthers, der wieder zu Macht und Ansehen gekommen war. Günther hatte eine schöne Tochter, Kriemhilde, welche Attila zur Gemahlin nahm. Nun herrschte er zu Eisenach selbst wie ein König, berief die vornehmsten Thüringer zu sich, ernannte sie zu Heerführern und schenkte ihnen verschiedene Dörfer. Der Festjubel dauerte einige Monate. Da erhielt Attila die Botschaft, daß steh germanische Volksstämme im Süden und Osten des Reiches gegen ihn erhoben hätten. Er verließ darum Eisenach und zog nach Italien. Der von den Thüringern erwählte König Merwig soll ein kluger, umsichtiger und tapferer Herrscher gewesen fein. Er erbaute der Sage nach viele Ortschaften, gründete Arnstadt, umgab Merse-

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 20

1911 - Erfurt : Keyser
— 20 — In demselben Jahre wurde Heinrich Ii. zum Herrscher von Deutschland erwählt und vom Erzbischos Willegis von Mainz gekrönt. Er kam zur Huldigung nach Thüringen, wo er von den Thüringer Edlen unter der Führung des Grafen Wilhelm von Weimar und Orlamünde aufs ehrerbietigste begrüßt wurde. Erfreut darüber, übertrug er dem Grasen Wilhelm die Herrschaft in Thüringen und erließ den Thüringern den bisher gezahlten Schweinezins. Später wurden die Grasen von Weimar unter Wilhelm Ii., dem Solme des vorigen, auch Markgrafen von Meißen. Aber auch dem neuen Geschlechte gelang es nicht, die ausschließliche Herrschaft über Thüringen zu gewinnen. Zu dieser Zeit war die Besiedlung des Landes noch sehr ge ring. Sie erstreckte sich nur aus die flachen Täler des mittelthü-ringischen Beckens, der Werra und Saale. Große Teile des Landes waren noch mit Wald und Sumpf bedeckt und das Gebirge fast menschenleer. Ter bedeutendste Ort Thüringens war Ersurt. das aber schon unter Mainzer Herrschaft stand. (Nach Julius Koch, Tr. E. Devrient n. a.) ö. Die Religion der alten Chüringer. Tie Altthüringer waren Heiden wie alle Germanen. Sie dachten sich die Natur von unsichtbaren, lebenden Wesen bewohnt, die ihnen teils freundlich, teils unfreundlich gesinnt waren, und verehrten sie in Hainen, an Quellen und aus Höhen. Hier opserte der Hausvater sür die Familie oder der Edeling sür die Völkerschaft Feldfrüchte, Rinder und Pferde, um die guten Götter dem Spender wohlwollend zu erhallen, die bösen aber günstig zu stimmen. Tem Opfer folgte immer die Gilde oder der Opferfchmaus. Wodan: Gleich den übrigen Germanen verehrten die Alt- thüringer in Wodan den Göttervater und den Gott Himmels und der Erde. An ihn erinnern in unserer Gegend noch die Ortsnamen Utzberg (urkundlich Wodanesberg) und Udestädt. Möglich ist auch, daß der Name des Erfurter Abgottes Wage, dessen geweihte Eiche der Sage nach von Bonisaeins gefällt wurde, ein: Verunstaltung des Namens Wodan ist. Zur Zeit des Erntefestes opferten unsere Vorfahren dem Göttervater in der Wawet (Steigert am Ufer der Gera Rinder, Eber und Gänse und zündeten Fackeln und Lichter zu seiner Ehrung an. Diese Gebräuche haben sich in den Kirmesschmäusen und Martinsfeiern bis auf unsere Tage ertasten. Nach Einführung des Christentums wurde Wodan zum wilden Jäger und zum Knecht Ruprecht (hrudperat = der Ruhmglänzende, ein Beiname Wodans). Auch glaubte man statt seiner in den Wodensbergen berühmte Helden und Kaiser wohnen, so Friedrich Barbarossa im Kysshäuser, den eine alte Urkunde als Wodensberg bezeichnet. Unter den christlichen Heiligen wurde der reitende Skt. Martin mit dem Mantel, an dessen Kalendertage

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 24

1911 - Erfurt : Keyser
— 24 — Es bildete aus der Göttin Holde Frau Venu*, die Liebesgöttin. Hatte Die frühe deutsche Heldensage der greisen, grauen Holde aus ihren Zügen einen greifen Begleiter, den getreuen Eckart/gegeben, der zugleich ein Warneramt übte, so war der Begleiter der Frau Venus ein junger Geselle, der Ritter Tannhäuser, den sie in den Venusberg gelockt hatte (f. Nr. 17). sonstige Gottheiten: Außer diesen Hauptgottheilen gab es eine Menge von Seelenwesen, welche die Natur belebten, und eine Fülle von Hausgeistern, die Heiuzel- und Wichtelmännchen, die Kobolde und Butzemänner, von denen uns ein reicher Sagenschatz berichtet. Auch ihnen wurden Opfer gebracht, zumal den Naturwesen in den Wassern und Quellen. Man bekränzte diese und warf Blumen und grüne Zweige hinein. Ein solch' alter Brauch ist uns in dem Kinderbrunnenfest zu Mühlhausen t. Th. erhalten geblieben. (Unter Benutzung v. H. Kruspe „Sagen der Stadt Erfurt" u. Pros. Dr. Ed. Hehck „Deutsche Geschichte".) 7. Unter den Thüringen. 3m 3cihre 357. Am Grenzzaun: Auf der Berghöhe stand an dem Verhau, dei die Wälder der Thüringe von den Chatten fchied, der junge Wächter und hütete den steilen Psad, welcher aus den Gründen der Chatten nach der Höhe führte. Ueber ihm ragte der Wipsel einer mächtigen Buche, nach beiden Seiten lies der Grenzzaun den Kamm der Berge entlang. Der Jüngling trug den Wursspeer in der Hand, auf dem Rücken am Riemen ein langes Horn. Nachlässig lehnte er an dem Baum und horchte auf die Stimmen des Waldes. Plötzlich bog er sich vor und lauschte; aus dem Psade vor ihm klang leiser Fußtritt, durch das Laub wurde die Gestalt eines Mannes sichtbar, der mit schnellem Schritt zu ihm herausstieg. „Steh', Waldgänger, und singe den Spruch, der dich von meinem Eisen löst", ries er den Fremden an und hielt ihm die spitze des Wurfspeeres entgegen. Dieser blieb am Grenzrand stehen, streckte die geöffnete Rechte vor sich und sprach hinüber: „Ich grüße dich friedlich, ein Landfremder bin ich, unkundig der Losung." „Bist du ein wildfremder Mann, so mußt du harren bis meine Genomen dir das Land öffnen. Unterdes gib mir Frieden und nimm ihn von mir. Sei gegrüßt unter meinem Baum und ruhe, indes ich deine Ankunft melde." Während der Fremde sorglos der Einladung folgte, hob der Wächter fein Horn an den Mund und blies einen lauten Ruf in die Täler leines Volkes. Die wilden Klänge tönten im Widerhall von den Bergen. Der Wächter schaute nach den Hütten der fernen Lichtung und nickte zufrieden mit dem Kopf, denn um die

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 31

1911 - Erfurt : Keyser
— 31 „Theodorich, der König, an Herminefred, den König der Thüringer." „Mit dem heißen Verlangen, Dich meiner Verwandtschaft einzuverleiben, gebe ich Dir hiermit in Gottes Namen in der Hand meiner Nichte das teuerste Pfand, das ich besitze, damit Du, zwar selbst schon aus königlichem Blute entsprossen, noch heller leuchten mögest durch den Glanz kaiserlicher Ahnen. Ich sende Dir in meiner Nichte die Zierde Deines Hofes, die Stütze Deines Stammes, die treue Genossin Deiner Beratungen. Ich sende Dir eine Gemahlin, die nicht nur die Last Deiner Krone Dir erleichtern, sondern die auch Dein Volk durch ihre besseren Kenntnisse aufklären und erleuchten wird. Was Italien sorgsam gepflegt, wird fortan das glückliche Thüringen besitzen: eine Königin, wohlkundig der Wissenschaft und der seinen Sitte, nicht allein strahlend im Glanze ihrer Ahnen, sondern auch hell leuchtend vor allen ihres Geschlechtes durch die wahre Würde der Frauen. So wird Dein Vaterland in der Folgezeit nicht weniger wegen seiner edlen Sitten gerühmt werden als wegen seiner Siege. Deswegen grüße ich Dich auf das Ehrerbietigste nach Gebühr und tue Dir kund, daß ich von Deiner Gesandtschaft die nach Sitte des Volkes gebräuchlichen Geschenke für ein freilich an sich ganz unschätzbares Gut wohl aufgenommen habe: ich meine nämlich Deine silberfarbigen Rosse. Brust und Schenkel dieser herrlichen Tiere sind von dem schwellendsten Fleisch gerundet. Zürn schönsten Bau wölben sich die Rippen der Brust. Kurz und gedrungen ist der wohlgebaute Leib. Der Kopf ist das Bild eines Hirsches, dem sie auch an Flüchtigkeit gleichen. Bei ihrer gewaltigen Stärke sind sie doch sanft, bei ihrer Wohlbeleibtheit doch unglaublich flüchtig. Schou ihre Gestalt betrachtet man mit inniger Lust, aber der Gebrauch gibt ihnen den höchsten Wert. Leicht und pfeilschnell ist ihr Gang; sie mäßigen ihre Schritte und sind dennoch wegen ihrer Ausdauer des höchsten Lobes würdig. Aber diese edlen Tiere und die übrigen Geschenke, die Du mir gesendet hast, kommen doch, wie Du selbst gestehen wirst, gar nicht in Vergleich mit meiner Nichte, welche der Glanz der königlichen Macht und Gewalt so herrlich umstrahlt. Auch wir halten für Dich Geschenke erlesen, wie es unserem königlichen Range geziemt; doch etwas Besseres vermochte ich nicht aufzufinden, als dieses herrliche Frauengebild. Die Gottheit segne Deine Verbindung, und so, wie uns die Liebe vereinigt, so vereinige auch noch unsere späten Nachkommen der Segen dieser Verwandtschaft." (Gekürzt nach Mar Könnecke.) 9. Der Sturz des thüringischen Königreiches. Ursache zum Kampfe: Von den drei Söhnen des Königs Bisinns war Baderich der bevorzugtere, ihm war das weit größere Südthüringen zugefallen. Er wurde von Jrminfrid, dem Gemahl

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 34

1911 - Erfurt : Keyser
— 34 — kamen ihren Feinden zuvor. Sie gingen sofort zum Angriff auf die Königsburg über. In ihrer Sicherheit halten die Thüringer unterlassen, Wachen auszustellen. Ohne irgend einen Widerstand gelang es darum den Sachsen, die Burg in der Nacht zum 1. Oktober 531 zu nehmen. Die im tiefen Schlafe liegenden Thüringer wurden entweder niedergemetzelt oder gefangen genommen. König Jrminsrid mit seiner Familie und einem kleinen Gesolge entkam dem Blutbad. An den nächstfolgenden drei Tagen feierten die Sachsen ein großes Siegesfest. Aufteilung Thüringens: Der Kampf war durch das Ein- greifen Der Sachsen beendet, und Theodorich mußte nun gute Miene zum bösen Spiel machen und ihnen Nordthüringen zu freiem Eigentum als Siegesbeute abtreten. Er selbst behielt alles Land südlich der Unstrut, der Helme, des Sachsgrabens bei Wallhausen und des Harzes. Die unterjochten Thüringer mußten von nun an einen jährlichen Schweinezins, man sagt 500, an die königliche Kammer zu Metz entrichten. Untergang des Thüringer Königshauses: Wohl war Jr-minsrid mit den Seinen entkommen, aber Theodebert, Theodorichs Sohn, lockte ihn ins Frankenland, und hier soll er durch einen Sturz von der Stadtmauer, an dem jener wohl nicht ganz unschuldig war, getötet worden sein. Amalaberga dagegen war mit ihren Kindern nach Italien zu ihrem Bruder geflohen. Ihr Sohn Amalafrid kam später nach Konstantinopel und wurde Feldhauptmann im Heere des oströmischen Kaisers Jnstinian, der ihn sehr hoch schätzte. Berthar, der dritte Sohn König Bisinos, hat zu seinem Bruder Jrminsrid sicher in einem freundschaftlichen Verhältnis gestanden. Zwar berichtet die Sage, daß dieser ihn aus dem Wege geräumt habe. Doch ist diese Angabe eben sagenhaft; denn Radegunde, die Tochter König Berthars, könnte doch nicht in einem Gedichte, das der römische Dichter Fortnnatns in ihrem Aufträge niederschrieb, den Untergang des Hauses ihres Oheims mit folgenden Worten beweinen: „Nimmer vermag ich in fremdem Gebiet nach Gebühr zu beweinen Unser Geschick; der Schmerz löste zu Tränen mich auf. Jeglichen hab' ich beweint, ich allein; denn es wurde des Ganzen Unaussprechliches Leid einzig mir Aermsten zuteil. Günstiger fiel den Männern das Los, sie sanken im Kampfe; Ich, die einzige, blieb, sie zu beklagen, zurück." Berthar ist gefallen im Streit, möglicherweise sogar in der Schlacht an der Oker, fechtend an der Seite seines Bruders. In dieser Schlacht wurde Radegunde von den Franken gefangen genommen und samt ihrem Bruder dem König Chlotar als Beute zugesprochen. Dieser ließ sie in sein Reich führen und nahm sie später zur Gemahlin. Sie starb 587 zu Poitiers in Frankreich.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 251

1902 - Karlsruhe : Lang
Süden, plünderte Schlettstadt und rückte gegen Colmar. Dann zog er sich vor dein heraneilenden Kaiser durch das Ober-Elsaß zurück nach Lothringen. Nun lebte in damaliger Zeit ein Herr von Concy, der Sohn einer österreichischen Herzogstochter, der Teile des Ober-Elsasses als Erbe seiner Mutter beanspruchte. Zehn Jahre später stellte er sich an die Spitze solcher Horden, und so sielen die wilden Engländer im Jahre 1374 zum zweitenmale in das Reichsland ein. Auch diesmal wagte man nicht, sich in einen offenen Kamps mit ihnen einzulassen. Eben war die Ernte vorbei; alles Getreide, alle Lebensrnittel wurden in die festen Plätze gebracht, um die Feinde durch Hunger zu zwingen, aus dem Laude zu gehen. Da wandten sie sich gegen die Schweiz und trieben es dort noch schlimmer als im Elsaß, bis sie die Strafe ereilte. Die Bürger von Bern erschlugen so viele von den Franzosen und Engländern, daß man in einem Volksliede sang: Zu Engelland und Frankenreich Die Witwen schrien allegleich: Ach, Jammer, ach und weh! Gen Bern soll niemand reisen meh. Nach dieser Niederlage zogen sie sich in das Ober-Elsaß zurück, erstürmten unterwegs das Stüdtlein Wattweiler und wandten sich dann nach Frankreich. Lo hatten die Franzosen den Weg ins Elsaß gesunden. Ungefähr 70 Jahre später verheerten französische Söldner das Land aufs neue. Nach ihrem Führer Armagnac nannten sie sich Armagnaken, das Volk hieß sie spottweise arme Gecken. Im Jahre 1439 nahmen sie zunächst den Weg nach Lothringen. Johann von Finstingen zeigte ihnen den Weg ins Elsaß, und in einer Anzahl von ungefähr 16000 Mann zogen sie die Zaberner Steige herab und wüteten, wie es srüher die Schinder getan hatten. Bürger und Adelige verbanden sich und stellten bei Rosheim ein Heer von 10000 Mann aus. Mit diesem wagte sich das Raubgesindel nicht zu messen und zog durch die Vogesen heimwärts. Im Jahre 1444 kamen die armen Gecken wiederum. In zwei Heerhausen brachen sie in das Reichsland ein. Der eine Teil war vom Herzog von Lothringen, Renatus, gegen die Stadt Metz zu Hilfe gerufen worden. Der Herzog war nämlich den Metzern viel Geld schuldig, vergaß aber das Zurückzahlen, lim sich schadlos zu halten, nahmen sie einen Warenzug mit dem Schmucke und der Ausstattung der Herzogin weg. Der französische König Karl \ Ii., den es nach Eroberungen gelüstete, stellte sich selbst an die Spitze des Hausens und verlangte von der freien deutschen Reichsstadt, daß sie seine und des Herzogs Oberherrlichkeit anerkenne. Davon wollten die Metzer aber nichts wissen. Fünf Monate

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 294

1902 - Karlsruhe : Lang
— 294 — 2. Und er spricht: „Ihr guten Meister Ärzte! sagt mir ohne Zagen: Wann aus dem zerbrochnen Leib Wird der Geist zu Gott getragen?" 3. Und die Meister sprechen: „Herr, Wohl noch heut erscheint die Stunde." Freundlich lächelnd spricht der Greis: „Meister! Tank für diese Kunde!" 4. „Auf uach Speier! aus nach Speier!" Ruft er, als das Spiel geendet; „Wo so mancher deutsche Held Liegt begraben, sei's vollendet!" 5. „Blast die Hörner, bringt das Roß^ Das mich oft zur Schlacht getragen!" Zaudernd stehn die Diener all', Toch er ruft: „Folgt ohne Zagen!" 6. Und das Schlachtroß wird gebracht. „Nicht zum Kampf, zum cio’gen Frieden/" Spricht er, „trage, treuer Freund, Jetzt den Herrn, den lebensmüden!" 7. Weinend steht der Tiener Schar, Als der Greis ans hohem Rosse, Rcchts und links ein Kapellan, Zieht, halb Leich', aus seinem Schlosse. 8. Trauernd neigt des Schlosses Lind' Vor ihm ihre Äste nieder, Vögel, die in ihrer Hut, Singen wehmutsvolle Lieder. 9. Mancher eilt des Wegs daher, Ter gehört die bange Lage, Sieht des Helden sterbend Bild Und bricht aus in laute Klage. 10. Aber nur von Himmelslust Spricht der Greis mit jenen zweien, Lächelnd blickt sein Angesicht, Als ritt' er zur Lust im Maien. 11. Von dem hohen Turm zu Speier Hört man dumpf die Glocken schallen. Ritter, Bürger, zarte Frclun Weiueud ihm entgegenwallen. 12. In den hohen Kaiferfaal Ist er rasch noch eingetreten; Sitzend dort ans gold'nem Stuhl, Hört man für sein Volk ihn beten. 13. „Reichet mir den heil'gen Leib!" Spricht er dann mit bleichem Munde; Draus verjüngt sich fein Gesicht Um die mitternächt'ge Stunde.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 97

1906 - München : Oldenbourg
22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. 97 jüngst vergangene Tage zu einem andern Wittelsbacher, dem hochsinnig angelegten König Ludwig Ii. In ihm waren die Ideale der höfischen Epik des Mittelalters durch das Medium von Richard Wagners Tonschöpfungen in bewußter und nachweisbarer Gestalt zur Tat geworden. Anknüpfend an den Gralsritter Lohengrin schuf er das herrliche Neuschwanstein, welches jedem, der es vom bergumfriedeten Alpsee aus in blendender Weiße über dem düstern Tannicht erschaut hat, den Wnndemnblick der Gralsburg am See Brnmbane vor die Seele zaubert; Wolframs Parzival hielt des Königs Sinn gefangen, seiner Verherrlichung sind die farbenstrahlenden Bilderreihen an den Wänden des mit märchenhafter Pracht gezierten Sängersaales gewidmet und nicht genug damit sollte dem Gral zur Ehre auf der schwindelnden Felskuppe des Falkenstein im Schwangaue ein in den feierlich-ernsten Schmuck von Mosaiken gekleidetes Monsalvat gefügt werden, wie man ein solches niemals gesehen in deutschen noch in welschen Landen. Ihn, der nach den höchsten Zielen der Menschheit strebte, den vom göttlichen Ursprünge seines Amtes zu tiefst durchdrungenen, mit schwerem geistigem Siechtmne ringenden Herrscher, dessen Nachen in mondhellen Nächten die melancholischen Gewässer einsamer Hochlandsseen durchfurchte, können wir uns wohl als einen andern „roi pecheur'* denken, als ein Spiegelbild des wunden Gralskönigs Amfortas, der fo gerne auf den Fluten von Brnmbane weilt, wo die Süße und Linde der Lust sein Leiden kühlt. Ob aber solche Stimmungen in seinem Ahnherrn, dem heiteren Kaiser Ludwig, gelebt und ob auch er sie baulich verkörpern wollte, wer vermag das heute noch zu ergründen und zu erweisen? Was wir von ihm, dem glaubensfrommen, aber durchaus nicht in idealem Schwünge das Leben erfassenden und ausgestaltenden Fürsten wissen, gibt uns historisch kein Recht zu solcher Auslegung seiner Persönlichkeit. Freilich klingt mancher Zng in der Ordensregel von Ettal an die Gemeinde der Templeisen an, die zum Schutze des Grales bestimmt waren, aber gerade das, wie mir dünkt, bestimmende ideale Moment des jeglicher Frauenminne abschwörenden, ehelosen Standes der Ritter suchen wir vergeblich, und ohne dieses bleibt Ettal doch mehr ein nach dem Sinne der Zeit klösterlich geordnetes Psründehaus. Unumstößlich aber dürfen wir in der Stiftung des Kaisers den Ausdruck seines menschenfreundlichen Wollens erblicken, seiner tiefen, durch zahllose Guttaten an die Kirche bezeugten Glaubenstreue und sonderlich jener von den Wittelsbachern allezeit gehegten herzinnigen Verehrung der Gottesmutter, der ja seine letzten Worte galten: „Süße Königin unser Frane, bis bei meiner Schidung," als er am 11. Oktober 1347 auf der Waldwiese bei Kloster Fürstenfeld entseelt vom Pferde sank. Aber mag dem sein wie da wolle, der Zauber des Eigenartigen, des Geheimnisvollen, welcher schon die erste Herrschergestalt in diesem Tale, den greisen Welsen Ethiko, in mystisches Dunkel hüllt, waltet auch über dem Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 7

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 72

1906 - München : Oldenbourg
72 17. Der Bayernstamm im altdeutschen Schrifttum. Verfasser der Kaijerchroulk gewesen zu sein, der ersten der im Mittelalter 1o beliebt gewordenen Reimchroniken. Sicher ist sie aus dem Kreise der Regensburger Geistlichkeit hervorgegangen, wie sie denn besonders bayerische Über-leserungen mit sichtlicher Vorliebe behandelt, so eine Erinnerung an die Besitzergreifung des Etschlandes durch den bayerischen Stamm, die Sage vom Herzog Adelger, dem Kaiser Severus Haar und Gewand zum Schimpfe kurzen laßt, worauf das treue Bayernvolk dadurch die Schmach von seinem Herrn wendet, daß es die dem Herzog zur Demütigung aufgezwungene Tracht 5ur_ allgemeinen erhebt und unter seiner Führung den Angriff Severs in tapferem Kampfe auf dem Felde zu Brixeu zurückweist, wo Severus Sieg und Leben verliert, Herzog Adelger aber seinen Speer am Haselbrunnen in die Erde stößt mit den Worten: „Das Land hab' ich gewonnen den Bayern znr Ehie, die Mark soll ihnen sortan dienen immer mehre." Hatten die zuletzt genannten Dichtungen trotz ihres weltlichen Inhaltes noch Geistliche zu Bersasseru, so trat in den nun folgenden Spielmannsepen das Laientum in Stoff wie Verfasserschaft immer stärker hervor. Und auch dabei zeigte sich Bayern als ein Land des Gesanges. Hier dichtete um 1150 ein ans den Rheinlanden stammender Spielmann das Lied von der Königs- und Mannentreue, das Heldengedicht vom König Rother; hier fand auch_bie Sage von der Freundestreue im Lied vom Herzog Ernst gleichfalls durch einen rheinischen Spielmann um 1175 ihre erste künstlerische Fassung. llnt) die Vagantenpoesie, diese reizvolle Frühblüte mittelalterlicher Lyrik, die im Archipoeta am Hose Friedrich Rotbarts ihren glänzendsten Vertreter gefunden, sie scheint in Bayern besonders beliebt gewesenen sein; wenigstens hat ein Kloster dieses Landes, Benediktbeuern, die wichtigste Sammlung dieser eigenartigen lateinisch-deutschen Näschdichtung, die Carmina ßurana, ans uns gebracht. Aber auch der deutsche Minnesang ließ gerade im bayerisch-österreichischen Stammesgebiet seine frühesten und seine frischesten Weisen erklingen. Der ersten, schüchternen Knospe, die uns Rnodlieb in jenem lateinisch-deutschen Liebesgruß geboten, reiht sich in den Briefen Wernhers von Tegernsee die zarte Erstlingsblüte an: „Dü bist min, ich bin din, Des solt du gewis sin. Dü bist beslozzen In minem herzen; Verlorn ist daz slüzzelin: Dü muost immer drinne sin.“ Hub der Kürenberger sowie Dietmar von Aist, deren schlichte Herzenstöne noch heute nach siebenhundert Jahren ihres Eindruckes nicht verfehlen, sind sie nicht als Oberöfterreicher bayerischen Stammes? Aber auch im eigentlichen Bayern erklang die Ritterharfe hell und wohltönend genug. So in den Liedern des Burggrafen von Regensburg und des von Rieten-
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